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Die Lösung „Wir machen jetzt alle Home Office!“ ist wichtig, nur in Bezug auf diese Krise leider völlig unzureichend! Trotzdem, ein überraschender und abrupter Kompetenz-Boom für virtuelles Arbeiten hat auf einmal eingesetzt – besonders in der Beraterszene. Warum aber dieses kurzfristige Heilsversprechen viel zu kurz greift möchte ich erläutern und was es stattdessen braucht…

Die COVID-19 Herausforderung

Diese Krise fordert Führungskräfte und MitarbeiterInnen in Organisationen heraus, sofort zu agieren und nun für mehrere Monate unter höchst unsicheren bis hin zu bedrohlichen Rahmenbedingungen zu handeln.

Was in der Führungstheorie bereits seit über 30 Jahren als Komplexitätsmanagement und VUCA beschrieben ist, tritt hiermit zu 100% in Kraft und stellt Führungskompetenzen sowie Organisationen global auf den Prüfstand. Es ist wenig überraschend, dass dabei sowohl die Disposition als auch die Betroffenheit von Führungskräften extrem unterschiedlich ausfällt – in verschiedenen Generationen, Verantwortungen, Organisationen, Geschäftsbereichen, Funktionen, Standorten und Rollen, aber – und dieser Aspekt bleibt sonst im Business oft ausgeblendet – auch in persönlicher und privater Herkunft, Lebens- und Familienverhältnissen. All das werden essentielle Einflussfaktoren.

Home Office „extreme“

Von einem „Home Office“ zu sprechen ist wahrscheinlich unpassend, wenn ManagerInnen jetzt bedauern müssen, dass sie nur einen Desktop PC in der Firma stehen haben, den halben Tag mit dem Smartphone im Schlafzimmer sitzen, während drei Kinder zuhause entweder Remmidemmi machen oder Betreuung im Homeschooling benötigen, das Firmen VPN nicht erreichbar und das WLAN sowieso längst mit Netflix überlastet ist. 

Blick auf die Realität: „Home Office“ kann eine Bandbreite haben von super chillig bis Tinitus mit Hausaufgaben. Jedoch es MUSS funktionieren.

Business „extreme“

Auch die Annahme, dass man nun bestehende Pläne, Aufgaben und Projekte oder vielleicht sogar Trainings so einfach eins-zu-eins virtuell machen sollte, mag naiv sein und oft grob falsch liegen. Die Auswirkungen auf das Business, die Organisation, verfügbare Ressourcen und auch auf die eigene Rolle gestalten sich teilweise dramatisch, und diese sind im Minimum sehr bewusst im Detail zu überprüfen. Aktivitäten und Meetings die gerade noch im Kalender standen, werden obsolet oder völlig unwichtig im Vergleich zu den Fragen der Liquidität, Personalpolitik, Lieferfähigkeit, Umsatzgenerierung und allgemeinen Arbeitsfähigkeit einer Organisation. Das nennt man Krisenmodus. Stattdessen sind also erhöhte Kommunikation mit MitarbeiterInnen und Peers zur Koordination und agile Handlungsfähigkeit unbedingt notwendig.

Blick auf die Realität: Die Sozialen Systeme „die Firma“ oder „mein Team“ sowie deren Prioritäten und Währungen transformieren sich durch die Krise und durch die Virtualisierung der Kommunikation – mitunter sehr kurzfristig und radikal.

Learning „extreme“

Es braucht nun also einen Mix an Kompetenzen der einen scharfen Blick für Realität, Komplexität, Virtualität und Agilität gleichzeitig und sehr bewusst hervorbringt. Dieser sollte sich mit einem Führungs-Mindset aus Empathie, Resilienz, Flexibilität und Digital Readiness umsetzen lassen und in eine sehr anpassungsfähige Lernfähigkeit münden. Das ist nur leider für viele Manager keine geübte Praxis. Zusätzlich passiert diese (notwendige) Kompetenzentwicklung nicht so rasch und exponentiell wie die Ausbreitung des COVID-19 Virus – oder etwa durch die Übermittlung von Tools und Guidelines.

Blick auf die Realität: Gezielte Maßnahmen müssen rasche und umfassend Lösungen und/ oder Innovationen herbei führen. Diese sollten hoffentlich das Potenzial haben, zukunftsfähig zu sein oder sogar neue Wettbewerbsfähigkeit aufzubauen.

Was es in der COVID19 Krise jetzt braucht …

Gerade jetzt gilt es in der Führung sehr rasch handlungsfähig zu sein und zu bleiben, das Unternehmen existenziell abzusichern, wertvolle Mitarbeiter und Kunden zu halten und das Vertrauen, den Purpose, die Innovationsfähigkeit und die Wertebasis Ihrer Organisation für die Zukunft zu sichern. Virtuelles Arbeiten ist derzeit dafür oft ein Must.

Das wird keine einfache Übung – doch sie ist machbar!

Dieser Beitrag von Jan A. Poczynek ist erstmals im März 2020 auf LinkedIn erschienen.

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